Anwendungsbereich
Grob- und feinmotorische Schwierigkeiten, und damit zahlreiche Einschränkungen im Alltag, können alleine oder begleitend zu anderen Erkrankungen auftreten.
Der BOT-2 dient der Erfassung der motorischen Fähigkeiten von Kindern im Alter von 4;0 bis 14;11 Jahren. Grob- und feinmotorische Koordinationsdefizite können alleine oder begleitend zu anderen Erkrankungen auftreten.
Der BOT-2 geht auf die Arbeiten von Nikolai Oseretzky (motorische Stufenleiter) und Robert Bruininks (BOTMP) zurück. Die Rückmeldungen der Anwender und eine umfassende Forschungsdurchsicht flossen in die Überarbeitung des Testverfahrens BOT-2 (R. H. Bruininks, B. D. Bruininks, 2005) ein. Mit der deutschsprachigen Version steht nun ein wissenschaftlich etabliertes und detailliertes Entwicklungsprofil für Kinder und Jugendliche mit motorischen Auffälligkeiten im Rahmen der pädiatrischen Ergo-, Physiotherapie und Motopädie in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Verfügung.
Das Verfahren
Das Testverfahren zeichnet sich durch kindgerechte, alltagsrelevante motorische Aufgaben aus, wie z. B. Malen, Schneiden, Balancieren, Ball fangen und Rennen. Die 53 Aufgaben lassen sich folgenden Untertests zuordnen:
- Feinmotorische Genauigkeit
- Feinmotorische Integration
- Handgeschicklichkeit
- Beidseitige Koordination
- Gleichgewicht
- Schnelligkeit und Geschicklichkeit
- Ballfertigkeiten
- Kraft
Der BOT-2 deckt mit diesen acht Untertests zahlreiche fein- und grobmotorische Fähigkeiten ab, die in vier Bereiche der Motorik sowie einen Gesamtwert der motorischen Fähigkeiten zusammengefasst werden können:
- Feinmotorische Steuerung,
- Handkoordination,
- Körperkoordination,
- Kraft und Gewandtheit,
- Gesamtwert.
In der deutschsprachigen Version wurden die Aufgaben- und Auswertungsanweisungen für den Testleiter erweitert und präzisiert. Das Testmaterial wurde erweitert und nach qualitativen Gesichtspunkten verbessert.
Gütekriterien
Die Zuverlässigkeit der Testwiederholung nach einer Woche liegt bei r=0.82-0.98 (N=24) in den Untertests der deutschsprachigen Version. Im englischsprachigen Original zeigte sich nach ein bis sechs Wochen im Gesamttest eine Wiederholungreliabilität von r=0.80-0.88 (N=134). Sehr hohe Übereinstimmung zwischen geschulten Testleitern: in der deutschsprachigen Version für alle Untertests bei r=0.98-0.99 (N=23), in der englischsprachigen Version für alle Untertests bei r=0.84-0.99 (N=47).
Deutschsprachige Studien zur Gültigkeit werden momentan durchgeführt. Erste Studien zeigen aufgrund des breiten Aufgabenspektrums und der strengen Normen eine höhere Sensitivität für auffällige Kinder als bei der US-Version an. Im englischsprachigen Original ließ sich gute konvergente Validität zu vergleichbaren Verfahren (PDMS-2: r=0.73; TVMS-R: r=0.74; BOTMP: r=0.80) nachweisen. In einer kleinen Vorstudie (N=22) zur konvergenten und divergenten Validität dreier Untertests der deutschsprachigen Version mit den zugehörigen drei Motorikbereichen des M-ABC-2 findet sich nur ein Zusammenhang bei Handgeschicklichkeit (r=0.49) und Balance/Gleichgewicht (r=0.52). Die interne Konsistenz wird unterschiedlich berichtet: Wuang & Su 2009 berichten ein Cronbachs a von 0.81-0.92. Die Testhalbierungsreliabilität der deutschsprachigen Normierungsstichprobe lag überwiegend bei r=0.71-0.92, wobei im höheren Alter die Bereiche Feinmotorische Steuerung und Körperkoordination schwächer abschnitten (r=0.56).
Normen
Anhand der Gesamtstichprobe von über 1100 Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Bundesländern in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden für die einzelnen Altersbereiche geschlechterspezifische als auch gemeinsame Normen berechnet.
Charakteristika und Vorzüge
- Sensitives Fremdbeurteilungsinstrument zur Erfassung motorischer Entwicklungsauffälligkeiten.
- Anwendung der Untertests mit gleichbleibenden Inhalten über die Altersspanne.
- Durchführung von Verlaufsstudien möglich.
- Differenziertes Profil durch insgesamt 53 Aufgaben, mit Untertests von jeweils 5 bis 9 Aufgaben.
- Neben einer Langfassung steht ebenfalls eine Kurzfassung mit ausgewählten Items der Langfassung zur Verfügung.
- Objektivierung einer sog. dissoziierten motorischen Entwicklung möglich (d. h. Darstellung von unnatürlich großen Leistungsunterschieden zwischen Untertests).
- Neben der Erfassung der motorischen Leistungsfähigkeit unterstützt BOT-2 durch hohe Differenzierung die Planung und Evaluierung gezielter Therapieprogramme
- Hohe Motivation für Kinder durch alltagsnahe Vielfalt und Attraktivität der Aufgaben.